Hessischer Bildungsserver / Unterricht

Internationale Wirtschaftsbeziehungen

Im Kerncurriculum der Sekundarstufe I dient das Inhaltsfeld "Internationale Beziehungen und Globalisierung" den Fachkonferenzen als Orientierung. In der Gymnasialen Oberstufe ist das Kurshalbjahr Q3 diesem Thema gewidmet, das Halbjahr Q4 dem Thema "Gegenwart und Zukunft Europas in einer globalisierten Welt".

Sekundarstufe I

Im Mittelpunkt des Inhaltsfeldes "Internationale Beziehungen und Globalisierung" stehen die internationale politische und ökonomische Verflechtung moderner Gesellschaften und die daraus resultierenden globalen Abhängigkeiten. Die Lernenden erkennen Chancen und Gestaltungsspielräume, aber auch Risiken der Globalisierung. Einerseits erlaubt die fortschreitende internationale Arbeitsteilung Wohlstandsgewinne, und die Weiterentwicklung internationaler Kooperation ermöglicht beispielsweise sicherheitspolitische und ökologische Fortschritte. Andererseits sind aktuelle Entwicklungen im internationalen Kontext sowie ökonomische, kulturelle und politische Konflikte Ausdruck konkreter Problemlagen und Interessensgegensätze. Die Problemstellungen äußern sich auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene.
Innerhalb der globalen Verflechtungen kommt dem europäischen Einigungsprozess eine besondere Bedeutung zu. Die Weiterentwicklung der Europäischen Union enthält einerseits Chancen, führt aber andererseits auch zu Konflikten vor dem Hintergrund unterschiedlicher politischer und ökonomischer Interessenslagen. Eine zentrale Thematik stellt auch die Situation von Migranten und Migrantinnen in der Einwanderungsgesellschaft im europäischen und globalen Kontext dar. Hierbei stehen die Ursachen der  Migration sowie die Konflikte, Chancen und Probleme im Integrationsprozess im Mittelpunkt der Betrachtung. (Bildungsstandards und Inhaltsfelder. Kerncurriculum Politik und Wirtschaft. Sekundarstufe I - Gymnasium, S. 27)

Gymnasiale Oberstufe

Kurshalbjahr Q 3: Internationale Beziehungen im Zeitalter der Globalisierung

Themenfelder
verbindlich: Themenfelder 1 und 2 sowie ein weiteres aus den Themenfeldern 3–5, durch Erlass festgelegt; innerhalb dieser Themenfelder können durch Erlass Schwerpunkte sowie Konkretisierungen ausgewiesen werden.

Q3.1 Internationale Konflikte und Konfliktbearbeitung in einer differenzierten Staatenwelt

grundlegendes Niveau (Grundkurs und Leistungskurs)
– Analyse eines aktuellen, exemplarischen Konfliktes vor dem Hintergrund einer differenzierten Staatenwelt (klassische Nationalstaaten / failed states / transnational eingebundene Staaten) und unterschiedlicher  Konfliktarten (innerstaatliche Bürgerkriege / internationalisierte Bürgerkriege / zwischenstaatliche Konflikte / Terrorismus) sowie deren Folgen (zum Beispiel Flucht und Vertreibung)
– Ziele, Strategien und möglicher Beitrag deutscher Außen- und Sicherheitspolitik zur Konfliktbearbeitung und -prävention
– Möglichkeiten, Verfahren und Akteure kollektiver Konfliktbearbeitung und Friedenssicherung im Rahmen internationaler Institutionen und Bündnisse (insbesondere Vereinte Nationen inklusive UN-Charta, NATO)

erhöhtes Niveau (Leistungskurs)
– ausgewählte Theorien der internationalen Politik hinsichtlich der Aspekte Frieden / Sicherheit und Kriegsursachen (Realismus, Idealismus / Liberalismus, Institutionalismus)
– Wandel staatlicher Souveränität durch Verrechtlichung (zum Beispiel Internationales Strafrecht)

Q3.2 Strukturwandel der Weltwirtschaft als Herausforderung ökonomischer Globalisierung

grundlegendes Niveau (Grundkurs und Leistungskurs)
– Überblick über Entgrenzung und Verflechtung von Nationalökonomien hinsichtlich Außenhandel, Freihandelszonen und Binnenmärkten, Währungsräumen und Währungssystemen, Kapitalmärkten, Arbeit und damit verbundene Chancen und Risiken
– Globalisierung von Unternehmen und Produktionsprozessen (Veränderungen internationaler Arbeitsteilung, Standortfaktoren und Standortwettbewerb)
– Staaten zwischen Wohlfahrtsstaat und Wettbewerbsstaat (Rückwirkungen ökonomischer Globalisierungsprozesse auf unterschiedliche Politikfelder wie z. B. Fiskalpolitik, Sozialpolitik, Bildungspolitik)
– exemplarische Auseinandersetzung mit einer der Kontroversen um die politische Gestaltung der Weltwirtschaftsordnung (z. B. Handelspolitik der WTO zwischen Liberalisierung und Regulierung, Ansätze zur Regulation von Finanzmärkten, globale Arbeitsmigration)

erhöhtes Niveau (Leistungskurs)
– ausgewählte Außenwirtschaftstheorien und deren wirtschaftspolitische Implikationen (absolute und komparative Kostenvorteile, Faktor-Proportionen-Theorem, Wettbewerbsmodell nach Porter)

Kurshalbjahr Q 4: Gegenwart und Zukunft Europas in einer globalisierten Welt

Themenfelder
verbindlich: zwei Themenfelder aus 1–5, ausgewählt durch die Lehrkraft

Q4.1 Chancen und Risiken der wirtschaftlichen Integration Europas

grundlegendes Niveau (Grundkurs und Leistungskurs)

– Freiheiten und Schranken des europäischen Binnenmarktes
– Grenzen staatlicher Souveränität in zentralen sozioökonomischen Politikfeldern (beispielsweise Fiskalpolitik, Sozialpolitik, Arbeitsmarktpolitik)
– Varianten europäischer Sozialstaatlichkeit im Überblick
– wirtschaftliche Desintegrationserscheinungen und Krisen als Herausforderungen europäischer Prozess- und Ordnungspolitik

erhöhtes Niveau (Leistungskurs)

– Außenwirtschaftsbeziehungen und Außenwirtschaftspolitik der Europäischen Union (unter anderem Zollpolitik und Währungspolitik)

Q4.2 Entwicklung des politischen Systems Europas im Kontext von Vertiefung und Erweiterung

grundlegendes Niveau (Grundkurs und Leistungskurs)

– Funktion und Bedeutung der europäischen Institutionen im Wandel
– Zielvorstellungen der Integration zwischen Staatenbund und Bundesstaat
– Chancen und Grenzen des europäischen Parlamentarismus und zivilgesellschaftlicher
Demokratie
– politische Macht- und Hegemonialbeziehungen innerhalb der EU

erhöhtes Niveau (Leistungskurs)

–  Integrationstheorien (zum Beispiel realistischer und liberaler Intergouvernementalismus, Supranationalismus, konstruktivistischer Postfunktionalismus)

Q4.3 Identitätsbildung und gesellschaftlicher Pluralismus in Europa

grundlegendes Niveau (Grundkurs und Leistungskurs)

– Bedeutung und Grenzen regionaler, nationaler und europäischer Identitätskonstruktionen
Elemente europäischer Verfassung: europäische Staatsbürgerschaft und Charta der Grundrechte der Europäischen Union als möglicher Verfassungskern
– Anerkennung von Menschenrechten und Minderheitenschutz angesichts der Pluralität und Diversität von Lebensweisen in europäischen Gesellschaften
– Gemeinwohl und Solidarität in einer sich herausbildenden transnationalen Gesellschaft

erhöhtes Niveau (Leistungskurs)

– Chancen und Risiken möglicher zukünftiger EU-Erweiterungen

Q4.4 Die Europäische Union als globaler Akteur

grundlegendes Niveau (Grundkurs und Leistungskurs)

– Die Gemeinsame Europäische Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) in einer multipolaren Weltordnung zwischen Werteorientierung und Machtpolitik
oder
Migrations- und Flüchtlingspolitik der Europäischen Union
oder
– Europas Beitrag zu einer globalen Klimapolitik

erhöhtes Niveau (Leistungskurs)

– vertiefende Analyse des ausgewählten Themas durch Einbezug wissenschaftlicher  Integrationstheorien (siehe Themenfeld 2 LK)

Q4.5 Europäische Kultur als Partizipationsform und als Politikum

grundlegendes Niveau (Grundkurs und Leistungskurs)

– Herausforderungen des europäischen Integrationsprozesses und entsprechender Globalisierungsphänomene in darstellenden Künsten (beispielsweise Spielfilm, Musik, Theater)
oder
– Fallstudien zur Bildungs- und Forschungspolitik, Kultur- und Sprachenpolitik

erhöhtes Niveau (Leistungskurs)
– vertiefende Analyse des ausgewählten Themas durch Einbezug wissenschaftlicher  Integrationstheorien (siehe Themenfeld 2, LK)

(Kerncurriculum Gymnasiale Oberstufe. Politik und Wirtschaft. S. 43 ff)