Einführung

Emil Nolde im Spannungsfeld der Nationalsozialistischen Zeit 

Der Maler Emil Nolde (1867-1956) wird neben Max Beckmann, Ernst-Ludwig Kirchner u.a. als einer der führenden Vertreter der deutschen expressionistischen Malerei eingeordnet. Emil Nolde wird gefeiert als der "Farben-Magier", dessen expressiver Gebrauch der Farbe die Kunstszene der Jahrhundertwende mitprägte.

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Der Maler hat in seinen fast 90 Lebensjahren eine große Spanne der deutschen Geschichte erlebt: Er wurde geboren in dem Jahr 1867, als Otto von Bismarck deutscher Kanzler wurde, erlebte die Kaiserzeit, den ersten Weltkrieg, die Weimarer Republik und den Nationalsozialismus, der Deutschland und die Welt in einen zweiten Weltkrieg führte. Emil Nolde starb 1956 in der noch jungen Bundesrepublik Deutschland, im Westteil des nach dem Krieg geteilten Landes. Dort erhielt er noch viele Ehrungen und war als Künstler anerkannt und gefeiert.

Denkt man an Nolde, so denkt man an einen im Nationalsozialismus verfolgten Avantgarde-Künstler, dessen Werke von den Nazis beschlagnahmt wurden, in der Ausstellung "Entartete Kunst" abgewertet wurden und der seit Anfang der 40ziger Jahre mit einem Berufsverbot belegt war. Das Bild Emil Noldes war lange Zeit das eines Opfers der Nazidiktatur.

Es gibt aber auch eine andere Seite des Malers, die nach dem 2. Weltkrieg eher verschwiegen und klein gehalten wurde: Neuere Auswertungen und wissenschaftliche Aufarbeitungen seiner Briefe und Schriften zeigen deutlich, wie sehr Emil Nolde ein glühender Verehrer der Nationalsozialisten war, sich in der Nazizeit verkannt fühlte und immer auf Anerkennung seiner Kunst und seiner Person durch die herrschenden Nationalsozialisten gehofft hatte.

Der Kritiker und Literaturwissenschaftler Walter Jens betonte in seiner Rede zu Emil Noldes hundertstem Geburtstag 1967 das http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Janus_coin.png"Janusgesicht" des Malers: auf der einen Seite seine anhaltende Deutschtümelei und sein Antisemitismus, auf der anderen Seite seine moderne innovative, manchmal revolutionäre Malweise und die anhaltende Abwertung durch die Machthaber im dritten Reich. Beides zusammen gesehen lässt von der Persönlichkeit Emil Noldes kein klares, sondern vielmehr ein sehr widersprüchliches Bild entstehen. Walter Jens charakterisierte "die Bipolarität" des Künstlers (Walter Jens: "Von deutscher Rede, Seite 211ff.).

Emil Nolde war ein offenkundiger Antisemit und glühender Hitlerverehrer. Sein künstlerisches Schaffen geht jedoch als Avantgardemaler der damaligen Zeit und Expressionist einen ganz anderen Weg  als die von den Nationalsozialisten propagierte Kunst. Dennoch hoffte Nolde noch lange Jahre auf Anerkennung durch die herrschenden Nationalsozialisten, schreibt Bittbriefe und dokumentiert freimütig seinen Antisemitismus durch "seinen Kampf gegen Überfremdung von Kunst und Kultur" (vgl. Emil Nolde: Jahre der Kämpfe) und sucht die Nähe zu den Nazi-Größen. Hart trifft ihn die Beschlagnahmung von mehr als 1000 seiner Werke, von denen einige in der Ausstellung "Entartete Kunst" gezeigt wurden, den Ausschluss aus der Reichskammer der bildenden Künste (1940) sowie das Berufs- bzw. Malverbot aus dem Jahr 1941.

Im Nationalsozialismus wurde die Herrschaftskunst instrumentalisiert, die nationalsozialistische Ideologie darzustellen und zu verbreiten. Dementsprechend suchte sie ihre Motive und künstlerischen Darstellungsweisen.

Emil Nolde und seine expressionistische Malweis passten dort nicht hinein. Die richtungsweisenden Kunstströmungen der vergangenen Jahre (Expressionismus, Dadaismus, Kubismus, Neue Sachlichkeit, etc.) wurden von den Nazis konsequent und hart verfemdet.

 

"In Mein Kampf hatte Adolf Hitler schon früh verkündet, dass es angesichts der „krankhaften Auswüchse irrsinniger und verkommener“ Künstler Aufgabe der nationalsozialistischen Führung sein müsse, zu „verhindern, dass ein Volk dem geistigen Wahnsinn in die Arme getrieben werde“.Die „hässliche Kunst“ gehöre in „ärztliche Verwahrung“, in eine „geeignete Anstalt“, da sie eine Gefahr für den gesunden Sinn des Volkes darstelle (Hitler auf einer Kulturtagung der NSDAP, 1. September 1933).

„Kunst ist immer die Schöpfung eines bestimmten Blutes, und das formgebundene Wesen einer Kunst wird nur von Geschöpfen des gleichen Blutes verstanden“, ergänzte Alfred Rosenberg in seinem 1930 erschienenen Buch Der Mythus des 20. Jahrhunderts."

(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kunst_im_Nationalsozialismus)

In diesem WebQuest können Sie sich mit den verschiedenen Facetten der Person Emil Noldes beschäftigen und sie vor dem Hintergrund seines Werkes und des Nationalsozialismus betrachten.