Textausschnitte zum Thema Soziale Bedingungen bei der Herstellung

"Smart - aber fair?"

Arbeitsgruppe 3: Soziale Bedingungen bei der Herstellung

Smartphones sind wie ein Wahrzeichen unserer modernen Gesellschaft. In ihrer Herstellung dominiert aber immer noch die Handarbeit: Meistens setzen Frauen in Fließbandarbeit die Einzelteile zusammen. In China oder auf den Philippinen sind die Arbeitskräfte besonders billig - doch entsprechen ihre Arbeitsbedingungen noch internationalen Standards?

Im Folgenden findet ihr Ausschnitte aus Medienberichten und Fachtexten. Es geht um einen bestimmten Bestandteil von Smartphones oder einen Aspekt ihrer Herstellung. Lest die Texte aufmerksam durch. Notiert euch wichtige Informationen - oder eure Fragen, wenn ihr Aussagen nicht versteht. Versucht dabei, die folgenden Fragen zu beantworten:

  1. Wer baut die Geräte eigentlich zusammen? In welchen Ländern?
  2. Inwiefern sind die Bedingungen unfair, unter denen die Herstellung geschieht?
  3. Warum ist es so schwierig, die Bedingungen für die Arbeiter/innen zu verbessern?
  4. Welche Lösungsansätze gibt es?
  5. Welche weiteren Verbesserungsvorschläge fallen euch ein?

Im Anschluss stellen alle Gruppen ihre Ergebnisse vor.

Textausschnitt 1: Bevorzugte Einstellung von Frauen, um Proteste zu vermeiden

Seit 2006 werden jährlich über eine Milliarde Telefone produziert. Die Hälfte aller Handys in der Welt wird gegenwärtig in China hergestellt, und 10% der globalen Halbleiterproduktion entfallen auf die Philippinen. Die meisten Beschäftigten an den Fließbändern sind junge Frauen, die oft die Hauptversorger ihrer Familien sind und denen viele ihrer Grundrechte verwehrt werden. Frauen werden bevorzugt, weil angenommen wird, dass sie weniger stark für ihre Rechte eintreten und sich besser für Detailarbeiten eignen.

Quelle: germanwatch.de, Zusammenfassung der makeITfair-Studie „Silenced to Deliver“, Stand September 2008 http://germanwatch.org/de/download/2249.pdf

Textausschnitt 2: Was kostet Dein Handy wirklich?

ArbeiterInnen in der Elektronikindustrie sind stärkeren Giften ausgesetzt als Beschäftigte in der chemischen Industrie. In vielen Fabriken in Asien betragen die Arbeitszeiten zehn bis zwölf Stunden täglich an sechs oder sieben Tagen pro Woche, da häufig Überstunden erzwungen werden. In den meisten Fabriken können die ArbeiterInnen trotz Überstunden kaum von ihrem Lohn leben. In China zum Beispiel, wo die meisten IT-Geräte hergestellt werden, gibt es keine richtigen Gewerkschaften, die die Rechte der ArbeiterInnen schützen. Ohne Gewerkschaften ist es aber kaum möglich, die Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Quelle: makeITfair.org, Flyer „Was kostet dein Handy wirklich?“, Stand Dezember 2012 http://makeitfair.org/en/the-facts/leaflets/consumer-guide-7-deutsch/at_download/file Hinweis: Das Projekt makeITfair ist mittlerweile beendet.

Textausschnitt 3: Mangelnder Arbeitsschutz

makeITfair hat in China und auf den Philippinen sechs Fabriken untersucht, die Bauteile an die fünf weltgrößten Handyhersteller liefern: Nokia, Samsung, Motorola, LG und Sony Ericsson. Diese Firmen kontrollieren gegenwärtig mehr als 80 Prozent des Mobiltelefonmarkts. makeITfair war über die schweren Arbeitsrechtsverstöße schockiert:

[…] Die befragten Arbeiter klagten über  Muskelschmerzen, Augenprobleme, Allergien, Schwindel, Erschöpfung, Verbrennungen, Schnittwunden, Schmerzen in Lunge oder  Brustkorb und Gewichtsverlust. In einer Fabrik in China gaben die  Arbeiter an, für den Umgang mit Chemikalien stünde ihnen keine  ausreichende Schutzausrüstung zur Verfügung. In einer Abteilung hatten die Arbeiter, die mit Schwefelsäure umgehen, aufgrund des straffen Arbeitsplans nicht genug Zeit, um ihre Sicherheitsmasken anzulegen.

Quelle: germanwatch.org, Zusammenfassungen der makeITfair-Studie „Silenced to Deliver“, Stand September 2008 http://germanwatch.org/de/download/2249.pdf

Textausschnitt 4: Fairtrade-Logo könnte in Zukunft auch auf Elektronik kleben

Das schwedische TCO-Logo hat die ersten Schritte zum Fair-Siegel für Elektronik sogar schon erreicht: Samsung, Lenovo und weitere Hersteller lassen unabhängige Prüfer in einige ihrer Fabriken, um im Gegenzug mit dem Siegel werben zu dürfen. Das Fairphone trägt zwar weder ein Fairtrade- noch ein TCO-Siegel, aber die Arbeiter, die es zusammenbauen, erhalten zusätzlich zu ihrem normalen Lohn eine Fair-Prämie - ähnlich wie bei Fairtrade-Kaffee.

Quelle: heise.de, Meldung vom 27. Januar 2014 http://www.heise.de/ct/meldung/Fairtrade-Logo-koennte-in-Zukunft-auch-auf-Elektronik-kleben-2098015.html

Textausschnitt 5: Unkontrollierte Lieferkette

Alle fünf größten Handyhersteller haben Verhaltenskodizes vereinbart, gemäß denen die Arbeitnehmerrechte garantiert sind. Doch [die Kampagne] makeITfair hat festgestellt, dass das in der Realität nicht der Fall ist. Unsere Studie ergab inakzeptable Verstöße gegen arbeitsrechtliche Vorschriften, internationale Konventionen und die Verhaltenskodizes der Unternehmen. Doch eine Verbesserung der Situation ist praktisch unmöglich, weil gewerkschaftsfeindliche Praktiken in dieser Branche sehr verbreitet sind. Deshalb kommt es darauf an, dass die Markenfirmen dem entgegentreten und Anstrengungen der Arbeiter, sich gewerkschaftlich zu organisieren, unterstützen.

Quelle: germanwatch.org, Zusammenfassungen der makeITfair-Studie „Silenced to Deliver“, Stand September 2008 http://germanwatch.org/de/download/2249.pdf

Textausschnitt 6: Das Fairphone ist gut genug

Ob das Fairphone fairer ist als andere Phones und was fair bedeutet, darüber kann man streiten. Aber kein Hersteller verrät annähernd so viel über Herkunft und Kosten seines Produktes wie Fairphone. Für viele ist diese Transparenz ein Wert an sich.
Jedes verkaufte Fairphone ist eine Nachricht an andere Hersteller: "Ich gebe gerne mehr aus, wenn im Gegenzug die Arbeitsbedingungen besser werden." Und eine Nachricht an die Politik: "Die gesetzlichen Standards sind zu niedrig - tut etwas."

Quelle: heise.de, Kommentar vom 3. Januar 2014 http://www.heise.de/newsticker/meldung/Kommentar-Das-Fairphone-ist-gut-genug-2074961.html

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