Textabschnitte zum Thema Rohstoffabbau - soziale Bedingungen

"Smart - aber fair?"

Arbeitsgruppe 2: Rohstoffabbau - soziale Bedingungen

In Handys oder Smartphones und anderen elektronischen Geräten stecken Rohstoffe aus der ganzen Welt. Darunter sind circa 30 verschiedene Edelmetalle und zum Teil seltene Mineralien. Doch unter welchen Umständen werden diese in den Ursprungsgebieten abgebaut - und mit welchen Folgen für Menschen und Umwelt?

Im Folgenden findet ihr Ausschnitte aus Medienberichten und Fachtexten. Es geht um einen bestimmten Bestandteil von Smartphones oder einen Aspekt ihrer Herstellung. Lest die Texte aufmerksam durch. Notiert euch wichtige Informationen - oder eure Fragen, wenn ihr Aussagen nicht versteht. Versucht dabei, die folgenden Fragen zu beantworten:

  1. Wer fördert die Rohstoffe für Handys und Smartphones? In welchen Ländern?
  2. Inwiefern sind die Bedingungen unfair, unter denen der Rohstoffabbau geschieht?
  3. Warum ist es so schwierig, die Bedingungen für diese Menschen zu verbessern?
  4. Welche Lösungsansätze gibt es?
  5. Welche weiteren Verbesserungsvorschläge fallen euch ein?

Im Anschluss stellen alle Gruppen ihre Ergebnisse vor.

Textausschnitt 1: Gibt es ethische Elektronik?

Nur für den Begriff Fairtrade gibt es eine allgemein anerkannte Definition: Bauern erhalten für ihre Rohstoffe mehr als den Weltmarktpreis sowie eine Prämie für Gemeinschaftsprojekte. Diese Idee könnte man auf die Elektronikindustrie übertragen, aber die Umsetzung würde in der Praxis scheitern, weil ein Smartphone mindestens 1000 Komponenten enthält. Der Hersteller müsste die Arbeitsbedingungen bei Tausenden direkten und indirekten Zulieferern verbessern, um das Gerät als Fairtrade bezeichnen zu können.

Quelle: heise.de, aus c’t Ausgabe 4/2014 http://www.heise.de/ct/heft/2014-4-Was-Fairness-Nachhaltigkeit-und-Konfliktfreiheit-in-der-IT-bedeuten-2094545.html

Textausschnitt 2: Der Stoff, aus dem die Handys sind

Coltan ist Kongos Gold. Denn aus dem Erz Coltan wird das seltene Metall Tantal gewonnen, ohne das die moderne Welt nicht modern wäre: Tantal wird in Kondensatoren für Digitalkameras und Spielkonsolen, für Laptops, Flachbildschirme und Mobiltelefone verwendet. Knapp 2000 Tonnen Coltan werden weltweit jedes Jahr gefördert. Mehr als die Hälfte des Erzes kommt aus Afrika, weitere Minen liegen in Australien, Asien und Brasilien. Menschenrechtsorganisationen machten bereits vor Jahren auf den bürgerkrieg-fördernden Abbau von Rohstoffen, unter anderem Coltan und Tantal, aufmerksam: "Kein Blut im Handy", lautete damals der Schlachtruf gegen Unternehmen, die mit Importen unter anderem aus dem Krisengebiet des Kongo den dortigen Kämpfen finanzielle "Nahrung" gegeben hätten.

Quelle: Stern.de, 16. März 2010 http://www.stern.de/digital/telefon/umkaempftes-coltan-der-stoff-aus-dem-die-handys-sind-1551021.html

Textausschnitt 3: Zinn verbindet Komponenten, aber spaltet lokale Gemeinden

Die meisten Minenarbeiter in der DR [Demokratischen Republik] Kongo verdienen zwischen ein und zwei Euro pro Tag. UN-Schätzungen zufolge können 75 Prozent der Minenarbeiter ihre Familien von diesem Geld nicht ernähren. Die Minenarbeiter kommen häufig in großen Gruppen in neue Minenregionen, was oft zu steigenden Nahrungsmittelpreisen und einer starken Inflation [einer Wertminderung des Geldes] führt. Darunter leiden die lokalen Gemeinden.

Quelle: germanwatch.org, Zusammenfassungen der makeITfair-Studien zu den Folgen des Rohstoffabbaus auf Mensch und Umwelt, Stand Dezember 2009 http://germanwatch.org/de/download/2261.pdf

Textausschnitt 4: Was Fairness, Nachhaltigkeit und Konfliktfreiheit in der IT bedeuten

Laut dem US-Gesetz Dodd-Frank-Act ist ein Produkt konfliktfrei, wenn keine Mineralien drinstecken, von deren Abbau bewaffnete Gruppen im Kongo profitieren. Konkret geht es um Tantal, Gold, Zinn und Wolfram. Um Skandale zu vermeiden, versucht die gesamte Elektronikindustrie seit Jahren, die derartig definierten Mineralien aus ihrer Lieferkette zu verbannen. […]Doch der gutgemeinte Ansatz hat eine Nebenwirkung: Er wirkt bislang wie ein Kongo-Boykott und hat Tausenden Minenarbeitern die Existenzgrundlage entzogen - auch Arbeitern, die gar nicht im Bürgerkriegsgebiet schürfen und nicht von Milizen ausgenommen werden. Konfliktfrei heißt bislang meist einfach Kongo-frei.

Quelle: heise.de, aus c’t Ausgabe 4/2014 http://www.heise.de/ct/heft/2014-4-Was-Fairness-Nachhaltigkeit-und-Konfliktfreiheit-in-der-IT-bedeuten-2094545.html

Textausschnitt 5: Ethisch korrektes Zinn und Tantal aus Australien kann jeder

Ein wichtiges Fairness-Problem bei Handys sind die Edelmetalle und Mineralien. Von den 30 verbauten sind Zinn und Tantal im Fairphone konfliktfrei. Doch auch bei Apple-, Samsung- und anderen Geräten sind diese beiden Elemente meist aus ethisch unbedenklichen Minen. Fairphones Argument: Die Großen machen es sich leicht, indem sie Zinn und Tantal beispielsweise aus australischen Minen beziehen. Die Fairphone-Macher haben es aber mit Hilfe der NGO [Nicht-Regierungs-Organisation] The Solutions for Hope geschafft, im von Warlords [lokalen „Kriegsherren“] umkämpften, rohstoffreichen Osten der Demokratischen Republik Kongo Zinn und Tantal zu beziehen, an dem "kein Blut klebt". Damit zeigen sie in der seit Jahrzehnten von Bürgerkrieg gebeutelten Region, dass es auch besser geht.

Quelle: betterplace-lab.org, Blogeintrag vom 16. Januar 2014 http://www.betterplace-lab.org/de/blog/failphone

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