Gegenmittel Eindämmung, Schutz und Schadensminderung

Die Zahl der durch alle Grippearten insgesamt getöteten Menschen beträgt in den letzten Jahrzehnten jährlich weltweit bis zu 650 000, in Deutschland bis zu 25 000. Die Zahlen schwanken in Abhängigkeit der sich gerade ausbreitenden Erreger von Jahr zu Jahr deutlich. Der "Schweinepest" - Erreger hat 2009/10 in Deutschland "nur" rund ein Hundertstel der genannten Höchstzahl an Opfern gefordert (je nach Studie 250 bis max. 350 Menschen), aber das "Phänomen Schweinegrippe" hat für eine drastisch größere Aufregung und Besorgnis gesorgt. (Quelle: Grippe - Monitor WAZ.de, Stand:30.03.20)

Anhand von Testergebnissen wurden allein zwischen Januar 2020 und 08.11.21 bei weltweit 250 Millionen Menschen Coronavirus "Sars-Cov-2" - Infektionen nachgewiesen, wovon mehr als 5.000.000 Menschen gestorben sind (zum Vergleich: Zwischen Januar und Ende März 2020 waren dies weltweit nur 740 000 Infizierte, von denen etwa 34 000 Menschen starben). Eine häufig aktualisierte Karte mit der weltweiten Ausbreitung findest Du hier. Neu eingeführte Maßnahmen benötigen rund eine Woche, bis sie sich in den Zahlen zeigen. (Quelle: John Hopkins University, arcgis.com)

Die zur Bekämpfung eines weltweiten Erregers eingesetzten Maßnahmen lassen sich grob in verschiedene Phasen einteilen. Meist werden analog zu für die Bekämpfung von Grippeviren existierenden Plänen die folgenden Phasen genannt, die aber bei der Bekämpfung der Ausbreitung des Coronavirus ineinander übergehen:

Eindämmung (Containment) über die auf der vorhergehenden Seite erläuterten vorbeugenden Hygienemaßnahmen hinaus z.B. durch Abstandsregeln oder Verbot größerer Veranstaltungen

Schutz (Protection) von besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen, die etwa in Altersheimen nicht mehr besucht werden dürfen und

Schadensminderung (mitigation) etwa durch die Erhöhung der Zahl von Atemgeräten und Intensivbetten in Krankenhäusern.

Aufgrund der starken Ausbreitung des Coronavirus wird aktuell die Gesellschaft in vielen Staaten praktisch "abgekühlt", um die weitere Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern. Das deutsche Gesundheitssystem ist weltweit führend und hat u.a.

  • in Bezug auf die relativ zur Bevölkerungsgröße zur Verfügung stehenden Krankenhausbetten insgesamt (umgerechnet rund 600 Betten in Deutschland pro 100.000 Einwohner, Frankreich kommt auf etwa 310, Italien auf weniger als die Hälfte (260), die USA und Spanien auf je 240 - nur Japan (ca. 780) und Südkorea (ca.710) haben vergleichsweise mehr Betten als Deutschland)
  • wie auf die besonderen Intensivbehandlungsbetten (mit 33,9 pro 100 000 Einwohner in Deutschland etwa 4x mehr als Italien (8,6), 3x mehr als Spanien (9,7), 2x mehr als Frankreich (16,3) und deutlich mehr als die in diesem Bereich eine vergleichsweise hohe Dichte aufweisende USA (25,8) oder Österreich (28,9))

eine vergleichsweise sehr gute Ausstattung. (Quelle: Statistisches Bundesamt mit Berufung auf aktualisierte Ländervergleiche der OECD der Jahre 2013 bis 2020 in: FAZ.net, 02.04.20)

Du kannst daher berechtigte Hoffnung haben, dass uns Zustände, wie sie im März 2020 aus völlig überlasteten italienischen Krankenhäusern in den Nachrichten zu sehen sind, in dieser schlimmen Form weiter erspart bleiben werden. Hierzu trägt jeder bei, der durch sein Verhalten die Ausbreitung des Coronavirus verlangsamt und so die Anzahl der gleichzeitig in einem Krankenhaus zu behandelnden PatientInnen geringer hält.

Die Umsetzung der Maßnahmen bedeutet konkret für Dich:

  • Junge Leute schützen als potentielle "Virenschleuder" durch ihre Zurückhaltung ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen, wobei sie selbst in den meisten Fällen nur leichte oder gar keine Symptome zeigen.
  • Du bist aber nicht unangreifbar für das Virus: Du kannst Dich nicht nur selbst infizieren, sondern junge PatientInnen können in seltenen Fällen auch schwer erkranken! Leider gibt es bereits an COVID - 19 verstorbene 16jährige und Neugeborene. (Quelle: die beiden Abschnitte zu Kinder und Jugendlichen sowie Risikogruppen ,Robert Koch Institut)
  • Halte Dich daher je nach Infektionslage bitte nicht "unnötig" in Gruppen auf. Klar: Arztbesuche, Apothekengänge oder Lebensmittelkäufe sind genauso drin wie, dass Deine Eltern zur Arbeit gehen müssen. Aber je nach den offiziellen Empfehlungen und Kontaktverboten sind reale Treffen in Gruppen zum Quatschen und Kuscheln nicht angesagt. Und während der Gültigkeit von entsprechende Regelungen sind "Corona - Partys" einfach nur total bescheuert...
  • Schau dir lieber an, wie "Besonderen Helden" als "Nichtstuer" auf der Couch oder zockend vorm PC blieben - und so ihre Geduld und das Nichtstun als "Waffe" gegen die Corona - Pandemie einsetzten. Mehrere sehenswerte Kurzvideos (z.B. hier) warten auf dich - anschauen lohnt sich!

Dies dient zur Verlangsamung der Ausbreitung und auch dazu, die Belastung unserer Krankenhäuser bzw. unseres im weltweiten Vergleich führenden Gesundheitssystems allgemein zu senken.

Vertiefung:

Die seitens der Politik beschlossenen Vorgehensweisen bei "Schweinegrippe" und Coronavirus unterscheiden sich drastisch. Vergleiche das Pro - und Contra zur im Zusammenhang mit dem Coronavirus beschlossenen "Eindämmungspolitik" in den folgenden Quellen. Achte dabei besonders auf Argumente, warum zwar Anlass zur Besorgnis, aber auch beim Coronavirus kein Grund zur Panik herrscht. Wir bilden hier den Diskussionsverlauf bis Ende März 2020 ab, d.h. vor den in Deutschland gerade durch die erfolgreich durchgeführten Maßnahmen dann im Sommer und Herbst 2020 ermöglichten "Lockerungen".

 In einer Podiumsdiskussion unter Medizinern kritisiert einer die Behörden in Bezug auf das Fehlen von "angstmindernder Kommunikation". Die drastischen Maßnahmen sorgen bei einem anderen in Bezug auf die Gefährlichkeit des Coronavirus und mit Verweis auf die beim Ausbruch der "Schweinegrippe" ergriffenen Maßnahmen für "Verwunderung". Benötigt würde daher ein "Konzert der Beruhigung". (Quelle: FAZ online, 18.03.2020).

Die "Drei dümmsten Sätze zur Coronakrise" nimmt sich dagegen der Psychologe Prof. Christian Stöcker in seiner Kolumne vor. Jeder Kommentar oder Kolumne will nicht nur informieren, sondern durch Meinungsäußerung Menschen beeinflussen. Die zum Erreichen der (absolut sinnvollen) Ziele benutzte Sprache ist in diesem Fall mit Absicht nicht beruhigend, sondern führt u.a. die durch die hohe Anzahl Betroffener bestehenden Gefahren drastisch vor Augen. (Quelle: Spiegel.de, 22.03.2020)

Die Kommissionspräsidentin der EU, Ursula von der Leyen, spricht in einem "Bild live" - Interview aus Anlass der Verhängung des Einreisestopps für Nicht - EU - Bürger neben den in einigen europäischen Staaten verhängten "Ausgangssperren" auch zum bisherigen Verhalten von Politikern. Sieh dir zuerst das ausführliche Interview genau an (17:52min). Die in einer Zeitung notwendigerweise verkürzte Darstellung des Interviews in der Bildzeitung könnte durchaus mit dazu beigetragen haben, dass von einigen das Fehlen "angstmindernder Kommunikation" bemängelt wird. (Quelle: Bild.de, 18.03.2020)

In seinem Beitrag "Wege aus dem Lockdown" erläutert der Virologe Alexander Kekulé seine Sichtweise zum künftigen Schutz von Risikogruppen, angepassten Abstandsregeln und sinnvollen Wegen zur Lockerung der aktuellen Bekämpfungsmaßnahmen. Hierdurch könnte "die Sterblichkeit durch Covid-19" nach seiner Beurteilung ohne Überlastung der medizinischen Versorgung "in eine Größenordnung reduziert werden, die sich von einer schweren Influenzasaison nicht wesentlich unterscheidet." Diese von ihm vermutete Größenordnung haben wir in Deutschland leider schon im Dezember 2020 überschritten (Quelle: Zeit.de, 26.03.20, aktuelle Zahlen des RKI)

Wie die Aufregung um die im August 2020 u.a. (aber nicht nur) durch "Reiserückkehrer" aus "Risikogebieten" bewirkte drastische Erhöhung der Corona- Fallzahlen zeigt, wird die Anpassung der Verhaltensregeln je nach Pandemieverlauf weiter für Diskussionen sorgen und erhebliche Überzeugungsarbeit erfordern.