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Materialien zum Globalen Lernen

Buchhinweis







Bibliographische Angaben:




Alexander Flores: Zivilisation oder Barbarei? - Der Islam im historischen Kontext . Broschur, 260 Seiten. Verlag der Weltreligionen im Insel Verlag. Berlin 2011. ISBN: 978-3-458-72019-5




Zum Buch:








Alexander Flores, geboren 1948. ist seit 1995 Professor für Wirtschaftsarabistik an der Hochschule Bremen. Er skizziert im Vorwort die Denkrichtung dieses Buches: „Dieses ist kein Buch über den Islam ... Vielmehr ist es der Versuch, bestimmte in der Kontroverse um den Islam relevante Komplexe sachlich darzustellen und damit eine vernünftige Sicht auf die ganze Problematik zu ermöglichen. Es versteht sich, das das in einer bestimmten Absicht geschieht: als Einspruch gegen den Versuch, die Muslime durch die Annahme eines stets in einem ganz bestimmten Sinn wirkenden Islam aus dem Zusammenhang universell gültiger Bewegungsgesetze menschlichen Zusammenlebens herauszunehmen, ein Einspruch, der sie in die Verantwortung für ihre Geschichte stellt und damit auch der Lritik aussetzt, wo sie sachlich berechtigt ist“ (S. 14 f). Abschließend im Vorwort: „dieses Buch will sich mit der pauschalen Islamkritik durch die Nachzeichnung der Realität der islamischen Geschichte und Gegenwart auseinandersetzen, ohne deren problematische Aspekte auszublenden“ (S.21).

Von dieser Position ausgehend setzt sich der Autor in 10 Kapiteln mit dem Islam auseinander (u.a. Corpus delicti: Der Koran/ Ein Gottesstaat/ Europa als Störenfried und Stachel/ Islamismus-islamische Bewegungen - Salafismus/ Problemfelder/ Zivilisation oder Barbarei). Hier wird klar, das besonders in vormoderner Zeit „menschliche Freiheit und Kreativität“ vom Islam nicht oder nur wenig eingeengt worden sind. Dies ist besonders in der Auseinandersetzung mit westlichem Hegemonitätsanspruch anders geworden ...

Im Letzten Kapitel richtet der Autor seinen Blick auf die gegenwärtigen Entwicklungen: „Der so oft beschworene clash of civilisations stellt auch auf der ideologischen Ebene nicht einfach zwei Weltregionen sauber gegeneinander. Sowohl im Westen wie auch im Nahen und Mittleren Osten findet man miteinander ringende Kräfte und Haltungen“ (S.222). Im Westen kommt dem Streben nach der Bewahrung seiner Dominanz die Vorstellung vom „Feind Islam“, gegen die sich die Festung Europa aufgestellt hat entgegen. Im Nahen Osten und in der muslimischen Welt wird der Westen oft genug als monolithischer Block gesehen, „der von einem Zentrum aus dirigiert wird.“ Es gibt allerdings auch hier widersprechende Stimmen, die immer zahlreicher werden. Damit diese Stimmen mehr Raum gewinnen „brauchen sie von seiten des Westens die Zuversicht, einen Platz in der Welt,bzw. Von von Seiten der Mehrheitsbevölkerung, einen Platz, in der Gesellschaft zu haben. Wenn man aus der bloßen Zugehörigkeit zum Islam einen Anklagepunkt macht, wie das allzu oft geshiehrt, zerstört man diese Perspektive“ (223).




Einordnung für die Bildungsarbeit

Die Auseinandersetzung mit „Islam“, „Islamismus“, mit dem westlichen Bild vom Islam ist Thema in den Fächern der politischen Bildung, besonders auch dann, wenn es um die gegenwärtigen neuen Entwicklungen im Nahen Osten und in Nordafrika geht. Dieses Buch thematisiert einerseits durchaus die aktuelle Diskussion, rückt aber besonders auch die religiösen und religionsgeschichtlichen Grundlagen in den Blick, so gestaltet und formuliert dass sie auch für den nicht theologisch vorgebildeten Leser gut lesbar sind. Das Buch ist als Informationsgrundlage und Hintergrundmaterial für den Unterricht besonders der Sekundarstufe I für Studierende und Lehrkräfte eine wertvolle Hilfe. Ein umfangreiches Register und ein Literaturverzeichnis helfen bei der eigenen Weiterarbeit.




Martin Geisz