Von Regina Oehler
Nachgiebig oder kämpferisch, offen oder zurückhaltend – wie gut können wir uns selber einschätzen? Und wie viel Selbsterkenntnis ist uns generell möglich? Wir Menschen kommen gar nicht umhin, Vorstellungen von unserer Person mit all ihren körperlichen und psychischen Eigenschaften zu entwickeln. Solche Selbstmodelle sind tief verankert in unserer Biologie, in unserer Evolutionsgeschichte. Aber es ist gut möglich, dass wir mit falschen Vorstellungen über uns selber biologisch sehr erfolgreich sind. Self-Knowledge – das ist ein Begriff, der in der psychologischen Forschung eine wichtige Rolle spielt. Viele Studien zeigen drastische Unterschiede zwischen unserem Selbstbild und dem Bild, das sich andere Menschen von uns machen. Wir halten uns gerne für überdurchschnittlich altruistisch, überdurchschnittlich klug, überdurchschnittlich gesundheitsbewusst. Um uns selber richtig wahrnehmen zu können, benötigen wir wahrscheinlich die gleichen Fähigkeiten, mit denen wir die Gefühle und Intentionen anderer Menschen erkennen können. Wir nehmen uns selber immer auch ein Stück weit von außen wahr und beurteilen uns nach äußerlich beobachtbarem Verhalten. Die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis hat eine biologische Grundlage – und eine kulturelle. Was wir an uns selber beachten, hängt ab von der Kultur, in der wir leben. Immer aber gilt: Wer wirklich mehr über sich selber in Erfahrung bringen will, der muss mit anderen reden.
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