von Ulfried Geuter
Große Gefühle waren in der wissenschaftlichen Psychologie lange Zeit kein Thema, Gefühle galten allenfalls als Anhängsel von Gedanken. Doch inzwischen hat ein Umdenken eingesetzt, nicht zuletzt dank Antonio Damasio. In seinem Buch „Descartes’ Irrtum“ zeigt er, dass Menschen sich nicht richtig entscheiden können, wenn sie aufgrund einer Stirnhirnverletzung Situationen emotional nicht bewerten können. Gedanken werden von Gefühlen geleitet, und über die Wahrnehmung des Körpers bildet sich das grundlegende Gefühl zu sich selbst heraus: das Selbstgefühl. Auch das Mitgefühl haben Hirnforscher rehabilitiert: Über Spiegelneurone stellen Menschen in sich selbst die Zustände der Empfindung her, die sie bei anderen wahrnehmen. Die psychologische Forschung dokumentiert heute, was schon Darwin wusste: Menschen teilen über den Ausdruck eines Gefühls anderen Menschen schnell komplexe Bewertungen einer Situation mit. Wer diese bei anderen gut erfassen kann, ist „emotional intelligent“.
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