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Geschichte des Klos Vom Marmorsitz zum Donnerbalken

Jeder Mensch muss mal. Wir erledigen unser "Geschäft" heute auf bequemen Klos aus Porzellan mit Plastikklobrille: ein Knopfdruck genügt und unser Häuflein - und alle unangenehmen Gerüche - landen im Abwasserkanal. Wie war es früher? Wir erzählen die Geschichte vom römischen Marmorsitz übers Plumsklo zum Wasserklosett.

Von: Silke Wolfrum, Simone Wichert, Mischa Drautz

Stand: 29.09.2022

Blick durch einen Türspalt auf eine Toiletten-Schüssel | Bild: colourbox.com

Gespräche auf dem Marmorsitz

Ähnlich angenehm wie heute war der Klogang auch schon vor vielen tausend Jahren im Alten Rom. Reiche Römer hatten ein Privatklo, alle anderen konnten für etwas Geld eine "latrina publica", eine öffentliche Bedürfnisanstalt, besuchen. Dort saßen sie auf teurem Marmor. Genau wie bei uns heute waren diese Klos schon an ein Abwassersystem angeschlossen. Das antike Rom war also eine gute Zeit fürs "Geschäft". Sogar im doppelten Wortsinn: Tatsächlich haben die Römer in den Latrinen nebenbei wichtige Dinge besprochen und Geschäfte abgeschlossen.

Die radioMikro-Reporter Mischa, Moritz, Leo und Allister haben so ein nachgebautes römisches Klo im Archäologischen Park Cambodunum in Kempten mal Probe gesessen. Hör rein!

Stinkendes Mittelalter

Ein Abtritt: Ein Klo in einem privaten Schlafgemach einer Burg.

Leider gingen die Errungenschaften in Sachen Klo mit der Zeit in Vergessenheit. Im Mittelalter, in der Zeit der Burgen und Ritterturniere, pinkelten und kackten die Leute meistens in einen Nachttopf, den sie dann – wenn er voll war – einfach auf die Gasse schütteten. Ein kleiner Spaziergang in einer mittelalterlichen Stadt – nein, danke!

Wer reich war und auf einer Burg wohnte, konnte sich hier für sein Geschäft wenigstens in eine Toilettennische an der Burgmauer zurückziehen und seine Notdurft dann in die Tiefe des Burggrabens schleudern.

Müffelnde Schlossparks

Auch nicht gerrade gemütlich: ein Klo in einer Wehranlage einer Burg.

Die Situation besserte sich lange Zeit nicht wesentlich. Im berühmten Schloss von Versailles in Frankreich gab es sogar noch im 18. Jahrhundert, also vor mehr als 200 Jahren, kein richtiges Klo und auch keine "Fäkaliengrube" (also ein Loch, wo das ganze stinkende Zeug reinkommt). Es galt vielmehr als vornehm, sein Häufchen einfach auf den Boden eines der zahlreichen Schlosszimmer zu machen. Es gab ja genug Dienstboten, die das dann beseitigten.

Sehr praktisch war es auch für die Hofdamen, Reifröcke zu tragen. So konnten sie ihr Geschäft sogar in Gesellschaft verrichten, ohne den Allerwertesten dabei zu zeigen. Im Schloss und im riesigen Schlosspark muss es bestialisch gestunken haben!

Spülen, plumpsen und donnern

Das und die Tatsache, dass sich in dem ganzen Dreck jede Menge Krankheitserreger bilden können, hat dann wohl dazu geführt, sich wieder der guten alten Römer zu erinnern - oder auch der Erfindung von Sir John Harington. Der hat nämlich schon 1596 das Wasserklosett erfunden. Das hatte man nur vergessen.

Ein Plumpsklo.

Als 1860 Queen Victoria nach Deutschland zu Besuch kam, wurde für sie extra ein WC aus England importiert und im Schloss Ehrenburg in Coburg eingebaut. Das war also die erste Toilette in Deutschland. Vorher und auch nachher war eher das Plumpsklo verbreitet. Das war ein Holzsitz mit einem tiefen Loch. Da drin blieb der Kot einfach liegen und stank. In Berghütten oder ganz alten Bauernhäusern gibt es heute noch Plumpsklos.

Eine luftigere Variante war der so genannte Donnerbalken: Ein Brett in passender Höhe auf dem gleich mehrere Leute im Freien nebeneinander Platz nehmen konnten, um gemeinsam zu "donnern". Das "stille" und vor allem kaum stinkende "Örtchen" ist also eine echte Errungenschaft.

Hightech-Toiletten

Toilette auf der ISS 2006 | Bild: NASA

Noch mehr Hightech: das Klo auf der Internationalen Raumstation ISS.

Technik und Erfindergeist haben auch vor dem Klo nicht Halt gemacht. Manche Toiletten haben beheizbare Klodeckel, damit man es bequemer hat. Andere haben einen kleinen Motor in den Klodeckel eingebaut, so dass dieser nicht mehr aus Versehen laut herunter krachen kann, sondern langsam auf und ab fährt. Etwa so wie ein elektrisches Garagentor. Und es geht sogar noch moderner – in Japan ist die neueste WC-Generation schon weit verbreitet: sogenannte Duschtoiletten. Sie sehen aus wie normale Klos, haben aber eine zusätzliche Technik eingebaut, die einem das Klopapier erspart.

Wenn man nämlich mit seinem Geschäft fertig ist, kann man auf einen Knopf auf einer Fernbedienung drücken: Schon fährt ein kleiner, schmaler Duschkopf in der Kloschüssel aus und spritzt einem vorsichtig mit Wasser den Po sauber. Direkt danach folgt ein ebenfalls in die Kloschüssel eingebauter Föhn und pustet alles wieder trocken.


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