Von Susanne Poelchau
Woher wissen wir, was gut und böse ist? Wie kommt es, dass wir in bestimmten Situationen genau sagen können, was eigentlich zu tun wäre – auch wenn wir es dann nicht unbedingt tun? Kommen wir bereits mit moralischen Prinzipien zur Welt, oder ist Moral vor allem eine Frage der Erziehung, eine „kulturelle Tünche“ über unserer eigentlich „bestialischen Natur“? Mit diesen Fragen haben sich ursprünglich vor allem Philosophen und Pädagogen beschäftigt. Heute wird das Thema wieder intensiv diskutiert, und zwar auch im Licht neuer Erkenntnisse aus der Neurobiologie. Diese zeigen: Moral ist fest verankert in unseren Genen und in unserem Gehirn. So, wie wir sprachbegabt geboren werden, kommen wir auch mit einer Begabung zu moralischem Handeln auf die Welt. Schon Babys haben ein Gespür für Moral, das konnten Psychologen an der Yale University zeigen. Und schon Vierjährige besitzen ein sicheres moralisches Urteil. Sie wissen zum Beispiel, dass Diebstahl böse ist, unabhängig davon, ob er entdeckt und bestraft wird, oder nicht.
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